Inland
Grundsätzliches zum Thema „Ausländer“ im Mondseeland

Grundsätzliches zum Thema „Ausländer“ im Mondseeland

Foto: Allee Mondsee Willi Pleschberger

Man sollte nicht über „Ausländer“ sprächen, ohne eine sachliche Basis zu haben. Also: Wir beherbergen im Mondseeland etwa 33 Nationen, darunter Mongolen, Usbeken, aber auch Finnländer oder Albaner. Der Ausländeranteil (Nicht – Österreichische Staatsbürger) ist in unserer Region lt. Statistik (AdminStat Austria 2019) ca. 22,7%, etwa hälftig männlich und weiblich, darin enthalten sind auch Deutsche, Schweizer und so weiter. Wenn landläufig bei uns über „Ausländer“ gesprochen wird, so meint man damit in der Regel

  • die Bewohner des Camps beim Technopark,
  • die Asylwerber,
  • diejenigen, die einen Aufenthaltstitel bekommen haben und vielleicht auch
  • die Ukrainer.

Fangen wir bei der ersten Gruppe an: Das Camp beim Technopark ist eine Unterkunft der staatlichen Bundesagentur für Betreuungs- und Beratungsleistungen, deren Verwaltung autonom ist. Aufgabe ist die Deckung der Grundbedürfnisse (volle Verpflegung, medizinische Betreuung etc.). Wir haben keinen genauen Einblick in die Anzahl und die Zusammensetzung der Camps, wissen aber, dass dort etwa 150 männliche und volljährige Asylwerber aus sechs Nationen untergebracht sind. Die Bewohner dürfen untertags das Camp verlassen, sie müssen zu einer bestimmten Zeit wieder im Camp sein und sich grundsätzlich immer an- oder abmelden. Eine Freizeitgestaltung wird im begrenzten Rahmen geboten. Die Fluktuation ist groß, die Bewohner wissen nicht, wie lange sie im Camp bleiben. Das Bemühen der BBU ist, die Bewohner aus der staatlichen Betreuung zügig in Asylheime des Landes zu transferieren, was derzeit schwierig ist.

Damit kommen wir zur zweiten Gruppe, die landesbetreuten Unterkünfte. Davon gibt es in unserer Region nur eine, den „Schnitzelwirt“ in Zell am Moos mit 25 Syrern. Hier sind ausschließlich männliche Asylwerber untergebracht, im Alter zwischen 18 und vielleicht 45. Sie bekommen ein tägliches Taschengeld von etwa € 7, müssen sich damit selbst verpflegen, sich aber auch Kleidung besorgen, die öffentlichen Verkehrsmittel zahlen etc. Um diese Asylwerber kümmert sich die Initiative Mondseeland – hilft, früher Refugees welcome um Sprachunterricht und Freizeitgestaltung. Wir bitten seit Jahren Staat, Land und NGOs vergeblich um Hilfe bei den Sprachkursen – bisher ohne Erfolg. Die Gemeinde Zell am Moos ist kooperativ und stellt Arbeitsräume zur Verfügung. Unsere „Asylwerber“ bleiben im „Schnitzelwirt“, bis sie – nach einer durchschnittlichen Verweildauer von 6 – 9 Monaten – einen Bescheid bekommen bzw. eine Arbeitsstelle annehmen. Sie müssen dann innerhalb von vier Monaten die Unterkunft verlassen. Wir bemühen uns, den einen oder anderen bei einer regionalen Firma unterzubringen und ihn an die Region zu binden.

Es gibt unter diesen „Ehemaligen“ wirkliche Erfolgstories, so wie zum Beispiel Ali A.

Er floh 2015 aus Afghanistan, kam in den „Schnitzelwirt“ und lernte intensiv und engagiert Deutsch. Eine Dame aus St. Lorenz übernahm ein Patronat und half ihm, die Hauptschule mit sehr gutem Erfolg abzuschließen. Parallel kam er als Mitglied zur Sportunion und zur Freiwilligen Feuerwehr in Oberhofen. Er absolvierte eine Lehre bei DOMICO, Vöcklamarkt, wo er als hochgeschätzter Metallfacharbeiter arbeitet. Als er im September 2021 um den Entscheid über den Asylstatus bangte, fuhr ein Bus mit der Oberhofener Bürgermeisterin und 26 Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr mit nach Wien, um ihn dort moralisch zu unterstützen. Ähnliche Beispiele gibt es viele, so nenne ich Omar A., Homayun M. oder Azizi A. oder Mahdi M., die jeder von uns vom Sehen her kennt. Wir schätzen, dass etwa 40 – 50 gut integrierte Ausländer mit diesem Hintergrund im Mondseeland leben und bei örtlichen Firmen arbeiten.

Bei uns leben ca. 60 Ukrainer – überwiegend Frauen und Kinder. Sie sind privat untergebracht. Viele haben eine reguläre Arbeit und versorgen sich selbst. Einige, vor allem ältere Leute, aber auch Frauen mit Kindern müssen vom Staat unterstützt werden. Nach einer anfänglichen Euphorie wird es jetzt schwieriger für sie. So werden einige ihnen im Frühjahr angebotene Quartiere jetzt für den Eigengebrauch benötigt, neue Wohnungen finden sich nur zu „marktgerechten“ Konditionen (,das sind für Kleinwohnungen mindestens 700€ kalt, ein Betrag, der auch bei einem Arbeitseinkommen nur schwer aufzubringen ist, wenn eine zusätzliche Person (Kind, Eltern) mitzuversorgen ist). Vor allem die Pfarre in Kooperation mit der Gemeinde kümmert sich um sie und organisiert z.B. Deutschkurse.

Die heimische Industrie des verarbeitenden Gewerbes und des Tourismus könnte ohne Ausländer nicht mehr existieren. Der Ausländeranteil unter den Arbeitern des produzierenden Gewerbes liegt hie und da bei 80%. Im Mondseeland haben wir bei einer Gesamtbevölkerung von ca. 13.000 Einwohnern etwa 300 Ausländer im engeren Sinn. Eine Nachfrage bei unserer örtlichen Polizei zeigt, dass unsere Gäste in der Statistik nicht auffällig sind, aber unter 300 Ausländer mischt sich immer wieder einmal ein „schwarzes Schaf“. Wie sagt man? „Ein schwarzer Socken und die ganze Weisswäsch ist hin“.

Andreas Forestier

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