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Die vielen Hürden beim Boxen

Die vielen Hürden beim Boxen

Jetzt haben wir ihn endlich aus der Taufe gehoben, unseren Boxkurs. Es war ein ziemlich langer Weg.

Ursprünglich planten wir mit der ganzen Crew ein Wochenende auf dem herrlichen Bauerhof des ehemaligen Boxprofi Conni König in Adnet, dann klappte die Finazierung nicht, wie dann die Finanzierung da war, konnte Conni wegen der schlechten Gesundheit seines Vaters nicht mehr, kurz: eine unendliche Geschichte. Bis uns Herbert Langthaler von der asylkoordination.at als Probanden für eine Vereinbarung mit dem Sportministerium einsetzte. „Kein Problem, das macht Ihr mit der linken Hand“. Naja.

Da musste zuerst einmal von einem Profi ein Konzept für ein Aufbau – und Ausdauertraining geschrieben werden, aber in unserer Gedankenwelt von Brahms, Xenakis und Fauré gabs keine Sportprofis. Dank Bernadette fanden wir Michael Boxhofer, Sportlehrer an der Sportmittelschule Mondsee. Der schrieb uns das Konzept und dann brauchten wir noch einen Trainer, der das ganze unter seiner umsetzt und unsere Syrer einmal in der Woche trainiert. Und dafür wählten wir Bassam Hamou aus, einen ehemalig syrischen Staatsmeister in Boxen. Er hat in Thalgau ein Boxcenter und da lag es nahe…..

Kurz, heute trafen wir uns, nein: sollten wir uns zum ersten Mal treffen. Denn um 14 Uhr waren zwar 12 Syrer, Stefan und ich in der Sporthalle der Gemeinde Zell am See, nicht aber unser Boxstaatsmeister. Die Erwartungen unserer Freunde waren riesig, wartend tänzelten sie in der Halle, aber man spürte, wie die Enttäuschung aufkam, bis, ja bis Stefan das Heft in die Hand nahm. Er, den ich als Schoberersteiger (er geht etwa 90 Mal im Jahr auf den Schober) und als Radrennfahrer kenne, stellte mit einer unerwarteten Autorität die 12 vor sich auf und begann ein Zirkeltraining. Er suchte sich scheinbar leichte Übungen aus, die sich dann aber als die anstrengendsten herausstellten. Bald ächzten die ersten, auch Hamid, der eigentlich nur zuschauen wollte….

Nach 20 Minuten und 12 Zungen, die aus syrischen Mündern heraushingen, war endlich Bassam da, wie immer mit seiner Familie, Ehefrau, zwei Mädchen und ein Sohn. Und dann strahlten die Augen. Da wurden die Schritte geprobt, die Ausfälle, die Deckung, die Schläge. Es war alles scheinbar ganz leicht, man sah eher ein ständiges Tänzeln und Drehen. Aber nach einer Stunde waren alle verschwitzt und glücklich und heute nacht werden Osama und Hasem von ihrer bevorstehenden Profikarriere träumen und ich warne prophylaktisch alle, die heute nicht dabei waren: Fangt lieber heute keine Diskussion an. Äußert lieber keinen Zweifel, wer an der Reihe zum Abwaschen ist. Ich will nicht garantieren, dass da nicht vielleicht ein Muskel zuckt.

Nächsten Samstag gehts weiter, da wird wieder Peter das Heft in die Hand nehmen. Aber jedenfalls, Stefan, danke, was hätten wir ohne Dich gemacht?

Andreas Forestier

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