Philipp Sammern
Meine Urgroßeltern in Steyr steckten heimlich jüdischen Gefangenen Brot zu, als sie in Zügen deportiert wurden – so wurde es in meiner Familie erzählt. 80 Jahre später denke ich noch immer an den Mut, den meine Vorfahren damals hatten.
In den 1980er und 1990er Jahren engagierten sich meine Eltern für Flüchtlinge aus Vietnam und waren an Hilfslieferungen nach Rumänien und Jugoslawien beteiligt. Die damit verbundenen Begegnungen haben beide Seiten bereichert.
Im Jahr 2015 haben meine Frau und ich H. kennen gelernt. H. kam als Minderjähriger unbegleitet aus Afghanistan nach Österreich. Seine halbe Familie wurde von den Taliban ermordet – und auch er wurde vor die Wahl gestellt: Entweder zu den Taliban übertreten, oder dem gleichen Schicksal wie seinem Vater und Bruder folgen. H. hatte den Vorteil, dass ihm sein Vater englisch beigebracht hatte. Somit war die erste Hürde, nämlich Kommunikation, schnell genommen. Wir haben H. „unter unsere Fittiche“ genommen, bei Behördenwegen unterstützt und beraten, und österreichische Gepflogenheiten gezeigt. Innerhalb kurzer Zeit hat H. seinen Pflichtschulabschluss erreicht und eine Ausbildung im Pflegebereich begonnen. Seit zwei Jahren arbeitet er als qualifizierte Fachkraft in einem Krankenhaus, hat eine Wohnung, eine Freundin und den Führerschein gemacht und war sogar während seiner Ausbildungszeit bei der freiwilligen Feuerwehr. Es brauchte gar nicht viel, dass aus einem traumatisierten Jugendlichen, ein toller junger Mann wurde: Sicherheit und Perspektiven.
Im Jahr 2016 ist unser Sohn zur Welt gekommen. Als wir die ersten Tage, voller Glück im Krankenhaus verbrachten, waren die Bilder von flüchteten Familien mit Säuglingen zu sehen, die sich irgendwo in Jugoslawien in eine bessere Zukunft durchkämpfen. Ein beschämendes Gefühl, wenn man selbst bestens versorgt und umsorgt wird, und ein paar hundert Kilometer weiter, müssen unschuldige Menschen, um ihr Leben bangen.
Die Flüchtlingsthematik ist ein globales Problem, aufbauend auf der Ungerechtigkeit und Ausbeutung ärmerer Länder durch unsere westliche Welt. Die von Europa und Österreich gesetzte Flüchtlingspolitik muss grundlegend überdacht werden. Durch Initiativen wie „Mondseeland hilft“, können schutzsuchende Menschen gut integriert werden – sofern die rechtlichen Einschränkungen wie Arbeitserlaubnis, etc… gegeben sind. Ich engagiere mich gerne bei „Mondseeland hilft“, weil ich hoffe, unserem Sohn damit etwas Wichtiges vorleben und weiterzugeben – die Grundlagen der Menschenrechte, genauso wie es meine Urgroßeltern vorgelebt haben.